B Ü C H E R                A U T O R E N                V E R L A G               

Psychohistorie

Heike Knoch / Winfried Kurth / Heinrich J. Reiß / Götz Egloff (Hg.)

Die Kinder der Kriegskinder und die späten Folgen des NS-Terrors
(Jahrbuch für psychohistorische Forschung Band 13)

2012, kt., 356 S., 24,00 € [D], ISBN 978-3-86809-070-3

 

Die Mitglieder der Altersgruppe der heute 35- bis 55jährigen haben die Gemeinsamkeit,
dass ihre Eltern den Zweiten Weltkrieg als Kinder erlebt haben und damals häufig schwer
belastenden Ereignissen ausgesetzt waren. In Bezug auf die "Kriegskinder" gibt es heute
umfangreiche Erfahrungsberichte und Forschung. Welche Auswirkungen hatten nun die
psychobiografischen Besonderheiten der "Kriegskinder" auf ihre Nachkommen, die "Kriegsenkel"?
Wie verliefen bei ihnen – im Vergleich zu anderen Generationen – die Loslösung vom Elternhaus,
der Aufbau neuer Beziehun­gen und Bindungen, die Entwicklung von Persönlichkeit und Identität?
Gab es eine transgenerationale Weitergabe von Traumatisierungen? Kam es zu einer Rollen-
umkehr gegenüber Eltern, die in bestimmter Weise selbst fürsorgebedürftig geblieben sind?
Oder waren die Kinder besonders prädisponiert, selbst auch wieder zu "Opfern" zu werden
(z.B. von Missbrauch) – ohne die Kraft, "nein" zu sagen? Haben die möglichen Belastungen
aus der individuellen Familien- und Bindungsgeschichte der "Kriegsenkel" beigetragen zur
vielfach konstatierten Unverbindlichkeit, Beliebigkeit und Verlorenheit in der Postmoderne?
Wie wechselwirkt das innerfamiliäre Erbe der Kriegskind-Traumata mit den Einflüssen der

fortschreitenden Ökonomisierung und Globalisierung?

 

INHALTSVERZEICHNIS

 PDF   Vorwort

Immer noch Krieg. Eine biografische Sicht (Anja Röhl)

Dreißig Jahre Haft im falschen Film (Gerhard Roese)

Kriegsenkel – ein spätes Erwachen? Die Kinder der Kriegskinder aus Sicht der Psychohistorie (Heike Knoch und Winfried Kurth)

War Opa doch ein Nazi? Folgen der Schuldverstrickung von Täter/innen und Mitläufer/innen für deren Nachkommen (Angela Moré)

Von un-glücklichen Kindheiten. "Kriegsundführerkinder", ihre Nachkommen und die Grenzen der "Aufarbeitung" seit 1968 (Heike Schmitz)

Heile Welten. Der unbewusste Verzicht der Kriegsenkel auf ein eigenes Leben (Andreas Bachhofen)

Destruktive Implantate des Krieges – Schmerz, Aggression und Scham. Über die Weitergabe von Kriegs-Traumata an die nächsten Generationen (Roland Heinzel)

Seelische Trümmer. Geboren in den 50er und 60er Jahren: Die Nachkriegsgeneration im Schatten des Kriegstraumas (Bettina Alberti)

Gespaltene Erinnerung. Die Kinder der Kriegskinder in der DDR (Beate Mitzscherlich)

Schwarze Schafe finden zueinander. Selbstbehauptung und Solidarität über das Internetforum für Kriegsenkel (Anne Barth)

"Da gibt es nichts, worauf man stehen kann". Auswirkungen familiärer Kommunikation über den Zweiten Weltkrieg auf die Generation der Kriegsenkel (Lina Jakob)

Karriere im Zeitalter der kontrollierten Apokalypse. Kriegsenkel als Akteure und Opfer der neoliberalen Realitätsverleugnung (Bernd Nielsen)

Der lange Abschied. Psychische Spätfolgen für die zweite Generation deutscher Vertriebener (Astrid von Friesen)

Der Beitrag eines Kriegskindes zum Thema "Die Kinder der Kriegskinder" (Wolfgang Stiller)

 PDF   Die Erbschaft Krieg. Warum Familienforschung die Nachkommen entlastet (Sabine Bode)

Kriegs-Erinnerungen – Körper-Erinnerungen (Sabine Wagner)

Zur Psychobiologie der Erschöpfung bei Kriegsenkeln (Gudrun Müller)

Das gespaltene Bewusstsein: Empathie vs. Kognition (Arno Gruen)

• Wiedergelesen – immer noch aktuell: Prä- und perinatalpsychologische Aspekte des Zweiten Weltkriegs (Terence Dowling)

• Anstöße hin zur Psychohistorie: Barbara Ehrenreich: Blutrituale. Ursprung und Geschichte der Lust am Krieg (Heinrich Reiß)

• Rezensionen

  Thomas A. Kohut: A German Generation (Brigitte Demeure)

  Hans Peter Waldhoff: Verhängnisvolle Spaltungen (Angela Moré)

  Evelin Lindner: Gender, Humiliation, and Global Security (Uta Ottmüller)

  Claudia Honegger / Sighard Neckel / Chantal Magnin: Strukturierte Verantwortungslosigkeit (Götz Egloff)

  Katharina Pohl: Schönes Scheitern? (Götz Egloff)

• Bericht und Anmerkungen zur Tagung "Sozialpsychologie des Kapitalismus – heute" (Uta Ottmüller)